Irgendwann diesen Frühling beschliessen wir (meine Schwester aus Fribourg, eine Freundin aus Yverdon, eine andere Freundin aus Sciez und ich), dass wir dieses Jahr die Tour du Léman nochmals versuchen wollen, nachdem letztes Jahr die Strecke auf Grund von Sturm stark gekürzt werden musste. Die Tour du Léman ist ein Rennen einmal um den Genfersee, ohne Zwischenstopp oder externe Hilfe, insgesamt 160km. Das wichtigste fehlt uns aber noch: eine fünfte Mitruderin. Doch wir können Katja (Jäger) davon überzeugen, es mit uns zu versuchen. Und so fangen wir mit der Planung an. Vor allem zu Anfang sind gemeinsame Trainings «etwas» kompliziert, eine unsere Mitruderinnen lebt auf der französischen Seite des Genfersees und da gab es doch so eine Pandemie… PRC-Tests vor jedem Training bedeuten aber auch, dass die Trainings umso länger und intensiver sind ;-). Schneller als wir denken können, nähern wir uns dem Tag X und so stehen wir am Freitagmittag in Genf. Boot abladen, aufriggern und dann fängt die Bastelei an. Ein 1,5 Meter hoher Mast mit Radar (um andere Boote in der Dunkelheit vor uns zu warnen) muss senkrecht auf dem Boot befestigt werden. Idealerweise so, dass er am Ende der Regatta immer noch auf dem Boot ist… Doch auch das schaffen wir (ein grosser Dank an die hilfsbereiten gardes de port!). Stolz betrachten wir unser vorbereitetes Boot und lauschen bei einem Apèro den Erklärungen von Philippe Jeanneret zum Wetter. Die Vorhersagen stimmen optimistisch und so ziehen wir uns nervös, aber zuversichtlich in die Zivilschutzanlage zurück. Am Samstagmorgen stehen wir wieder früh da, verladen reichlich Proviant ins Boot und schon geht es aufs Wasser (hier gebührt ein grosser Dank an die Junioren der SNG, die uns beim Tragen des Bootes tatkräftig unterstützt haben!). Und schon fällt der Startschuss! Wir versuchen mit dem anderen Frauen-Boot aus Hallwil mitzuhalten, aber sie ziehen davon. Nach 45 Minuten die Überraschung. Sie haben Probleme beim Steuerfrauenwechsel und so überholen wir sie. Doch beim nächsten Wechsel sind sie schneller und hängen uns ab. Wir finden uns damit ab, dass wir sie wohl nicht mehr einholen werden, haben aber keinen Bock allzu lange auf dem Wasser zu sein (haha!). Und so erhöht und erhöht sich unsere Schlagzahl, bis wir mit einer 28 von Kontrollboje zu Kontrollboje rudern. Abends erreichen wir endlich Le Bouveret. Jetzt wissen wir, dass 90 km gemacht sind und wir «nur» noch zurück rudern müssen. Und da kommt die Überraschung, wir überholen wieder unsere Rivalinnen. Die Luft scheint bei ihnen weg zu sein, wir vergrössern und vergrössern den Abstand, bis wir sie am Horizont nicht mehr sehen. Langsam wird es dunkel, wir verlieren trotz Ortskundigkeit die Orientierung. Zu allem Übel geraten wir auch noch in das Auge eines Gewitters. Dies hindert uns aber nicht, uns langsam, aber stetig dem Ziel zu nähern. Nachdem die letzten Kilometer unendlich waren, hören wir plötzlich ein Hupen und einen grossen Applaus der Hafenmitarbeiter. Müde, aber glücklich und stolz legen wir am Steg an. Ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass wir 18 Stunden und 31 Minuten unterwegs waren. Zwar haben wir damit unser Ziel nicht ganz erreicht, aber come on, schnellstes Frauenboot ist auch nicht schlecht. Zum Glück wird uns sofort mit dem Boot geholfen – wir haben Mühe uns selber aufrecht zu halten, geschweige denn ein schweres Gig-Boot zu tragen – und nach einer sehr willkommenen Dusche wartet morgens um vier ein Teller mega feiner Spaghetti auf uns :-). Liebes Kochteam der SNG, danke vielmals! Nach einer sehr kurzen Nacht machen wir uns auch schon wieder ans abriggern. Danach wartet noch ein Festbankett auf uns (und psst, niemand redet darüber, dass ich dabei eingeschlafen bin), das müssen wir unbedingt auch an anderen Regatten einführen! Last, bust not least möchten wir allen Anfeuernden, ob auf Land, aus dem Ruderboot oder virtuell herzlich danken! Kim Buchmüller
Jérome Beauverd
24/10/2021 21:28:16
Bravo Katja, Kim und Eure 3 Mitruderinnen! Comments are closed.
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