17.10.2023 Die Vorbereitungen haben natürlich schon viel früher begonnen. Aber heute wird es jetzt real. Bei der Gepäck-Aufgabe treffe ich auf Roger und Anja. Milos wie auch Jack sind unterwegs Wir vereinbaren uns in der Aspire Lounge (im Terminal E) zu treffen. Wegen Milos stellen wir dann fest, dass auch eine Aspire Lounge im Termin A/B existiert. Klar können wir uns im ersten Anlauf nicht finden. Jack trifft dann auch bald ein. Der Eintritt in die Lounge haben wir nicht dank unseren Tickets oder Flugmeilen erhalten, sondern ist von Sam gesponsert worden. Vielen Dank! Und ja, wir haben keine Flaschen mitlaufen lassen. Schon bald geht das Boarding los. Zügig sind wir im Flugzeug, der Abflug erfolgt dann wie geplant. Die technischen Herausforderungen, mich in das Inflight Hotspot einzuloggen, lassen mich ein wenig die engen Platzverhältnisse und die sich anbahnend beidseitigen Knieschäden vergessen. Da wir natürlich nicht alle nebeneinander sitzen, können wir nun aber im Flugzeug miteinander chatten und vor allem natürlich die Familie überraschen…z.B mit „Wir sind im Flugzeug, konnten nicht starten und müssen jetzt im Flugzeug übernachten…“ Stimmt ja alles nicht-so kommen wir gemäss Zeitplan in Boston an. Immigration. Was machen sie hier? Rudern. Nachher? New York! Suchen sie dort einen Job ? Wenn sie mir eine anständige Wohnung dazu haben… Dann mit Taxi in die Location, die Roger über AirBnB organisierte. Unsere Bleibe liegt sehr zentral, wie sich herausstellt. Zimmerverteilung ohne grosse Diskussionen. Nachher gehen wir zum TD Garden, um das Spiel Boston Celtics - New York Knicks zu schauen. Viel Trara-Trara, ich weiss manchmal gar nicht, was jetzt Spiel und was Unterhaltung ist. Kann aber auch sein, dass ich zu müde bin, um das noch alles zu verstehen. Bin doch schon einige Stunden unterwegs. Dann endlich: Bett. Mal schauen wie das geht mit dem Jetlag… 18.10.203 Das Schlafen war… naja. Um 0800 holt uns Jack ab. Wir fuhren zum TUFTS University Boathouse, das am Malden River liegt. Wir werden vom Coach freundlich in Empfang genommen. Er führte uns dann zum 4er, den wir benutzen dürfen. Das Boot mussten wir noch auf Sculling umriggern. Es folgte eine kurze Instruktion von Jacks Tochter Lucy, wie und wo wir rudern können, und auf was wir alles achten müssen. Lieben Dank! Auf dem Molden River abwärts, wird vom Bootshaus bis zu einem Wehr gerudert. Dort besteht dann die Möglichkeit in den Mystic River einzubiegen, um dann wieder aufwärts zu rudern. Vom Bootshaus bis zum Wendepunkt seien es etwa 4.5 km. Also könnten wir so in etwa 10 km hin und zurück, Brücken, Kurven und Wendungen inklusive, trainieren. Fluss aufwärts am Bootshaus vorbei, könne man auch einfach weiter rudern, einmal wenden und danach zum Bootshaus zurück kehren. Hier können wir also schon einmal ein Gefühl für das Rudern auf einem Fluss kriegen. Nach der Instruktion ging es auf’s Wasser. Erstes Erfolgserlebnis: Beim Abstossen vom Steg sind wir nicht in den Molden River gefallen. Das Rudern fühlte sich ein wenig zäh an. Das lag aber weniger am Boot, als am Jetlag. Nach ca. 1h und 10km waren wir mit Mann und Boot beim Bootshaus zurück. Wir haben bei den Brücken die richtigen Durchlässe gefunden und das Boot nicht auf Land gesetzt. Milos steuert gekonnt im Bug. Wenn es notwendig ist, unterstützen wir auf sein Kommando hin. Das Boot erweist sich als erstaunlich agil, es reagiert auf jeden Fall besser als Lun. Vermutlich ist das so, weil wir ein grösseres Steuerruder haben, um den Fluss und seine Tücken zu meistern. Das Bootshaus von Tufts scheint nicht von schlechten Eltern oder einigen reichen Sponsoren. Es ist ziemlich gross für ca. 80 Ruderer. Aber auch nur 80 Ruderer können eine ordentliche Portion Unordnung hinkriegen. Es beruhigt mich irgendwie, dass sie hier, wie wir dort versuchen, gegen die Unordnung anzukommen. Wir finden im Bootshaus an einer Wand alte Fotos von Jack. Diese sind schon so ausgebleicht, dass wir den Eindruck haben, die hingen schon da bevor das Bootshaus gebaut wurde…. Geputzt, gestrählt und hungrig kehrten wir in der Stadt zurück. Wir liessen unsere Sachen im Apartment und machen uns auf die Suche nach einem Frühstück mit allem Pipapo. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was wir alles gegessen haben. Nur an die scharfe Sauce erinnere ich mich, die war wirklich scharf. Auf Anraten von Jack haben wir dann den Freedom Trail in Boston unter die Füsse genommen. Das ist ein Pfad, dem man durch Markierungen folgen konnte, begleitet wurden wir durch eine App, die uns aufgrund von Geolocation immer wieder einmal etwas erzählte. Gut gemacht! Wir erfuhren viel Interessantes über Revolution und den Aufstand gegen die Engländer. 19.10.2023 Da wir heute die Boote verladen mussten, waren wir schon um 06.30 beim Bootshaus und absolvierten ein zweites Training. Dieses lief schon wesentlich besser. Wir (also Milos) wussten, wo durchzufahren ist, und so ruderten wir in einem Zug zum Endpunkt. Auf der Strecke traffen wir dann noch auf den 8er von der Tufts University, die uns angefeuert haben. Die Sonne verwöhnte uns und packte den Fluss und die Bäume mit den herbstlichen Blättern in ein schönes Licht. Nach dem Auswassern mussten wir das Boot abriggen und verladen (Gibt’s eine Verlade-Liste? Nope….). Interessant: die Achter können nicht auseinander geschraubt werden und werden kurzerhand am Stück verladen. Es herrschen überall ein wenig andere Dimensionen hier. Ich finde die Anhänger in der Schweiz schon eine Herausforderung, aber diese hier….. Naja. Think long. Oder so… Als wir dann alles verladen hatten, duschten wir uns frisch und fuhren zurück in die Stadt. Für das Frühstück wählten wir ein Diner, das und Jack empfohlen hat. Nach dem Frühstück ging es überzuckert in die Chinatown (mehr town than china) und marschierten weiter nach Harvard, um dort unsere Zertifikate abzuholen. Leider waren diese nicht mehr auffindbar. Wir entschlossen uns zum MIT zu spazieren. Nicht nur die Anzahlder zurückgelegten Schritte stieg. Also mein IQ gefühlt irgendwie auch. Meine Watch misst zwar, weiss ich zum Kuckuck was alles, ausser eben ein vermeintlich steigender IQ. Der höhere IQ (ver-)führte dazu, dass ich darauf bestand, heute noch irgendwo ein Tiramisu konsumieren zu wollen. Nachdem wir als Sahnehäubchen noch schnell die Charles Road abgeklappert haben, wurde mein sehnlicher Wunsch erfüllt. Milos fand einen Italiener, der tatsächlich auch Tiramisu anbietet. Wir verköstigten uns und schlossen den Abend mit einem Tiramisu ab. Zurück im AirBnB erhielt ich die Message von Apple Health: „Wenn sie weiterhin so viele Schritte machen, brauchen sie bald neue Schuhe…“ Gut ziehe ich morgen rudernd durch die Stadt! 20.10.2023 Heute wird’s ernst. Am Morgen, bewaffnet mit Karte, sitzen wir vor unseren Geräten und sehen und die Coxswain’s Clinic an. Ich bin schon sehr froh, dass uns Milos steuert. Abgesehen von den stabilen Brücken und Kurven sind dann ja auch noch einige bewegliche Objekte gleichzeitig mit uns unterwegs. Es wird also nicht ganz einfach sein, die oder eine Ideallinie zu finden. Das wird uns auch beim Studium des Videos noch deutlicher. Und dann eben noch das Überholen bzw. überholt werden anderer Boote. Auch dazu gibt es ein ganzes Regelwerk, wie das zu bewerkstelligen sei. Es wird in einer wirklich gut gemachten Instruktion alles ausführlich erklärt. Auf dem Weg zum Ort, wo wir Wassern werden (Community Rowing, Inc.; kurz: CRI), füllen wir noch unsere Waiver aus (das muss man sich wie bei den Nutzungsbedingungen bei Software vorstellen. Diese hat keine Sau jemals gelesen, alles wird wegbedungen, so what). Das CRI ist noch einmal eine andere Dimension. Wenn Tufts University Bootshaus doch schon stattlich war, dann ist es dieses Gebäude hier erst recht. Da haben auch 3 Achter Platz, aber nicht übereinander, sondern hintereinander. Man kann sich das also so vorstellen: Das Bootshaus würde bei meinem Parkplatz (das ist der, vom Bootshaus aus gesehen, links vom Parkmeter – für alle diejenigen, die das noch nicht wissen und machmal ihre Schrottkarren darauf parkieren) beginnen und ginge bis etwa zum Ufer. Und ist etwa drei- bis viermal so breit wie unseres. Nachdem wir alles staunend betrachtet haben, laden wir unser Boot ab, riggten es und ziehen uns um. Wir gehen auf’s Wasser. Heute ist es möglich, die Rennstrecke zwischen 12.00 und 17.00 Uhr befahren zu können, was wir uns ja nicht entgehen lassen wollen. Wir rudern also zielstrebig Richtung Rennstrecke. Beim Ziel dann aber beginnt ein Stau von der Eliot Bridge her. Also wirklich ein Stau, in etwa Gotthard vor Ostern. Weil nach der Eliot Bridge auf der (bezeichneten) Fahrbahn zum Start quasi nur noch ein Boot reinpasst, lassen die Organisatoren immer auch nur ein Boot nach dem anderen auf die Reise zum Start. Als wir aufschliessen, erhalten wir die Anweisung “Rowing in pair”. Die Anweisung ist jedoch so gemeint, dass nur zwei Rudern sollen. Milos meint 2 Boote nebeneinander und ruft dem 8er neben uns zu, ob wir zusammen weiterfahren wollen. Wir kassieren nur ungläubige Blicke. Jack klärte den Umstand, wir verstehen, dass wir vorher nichts verstanden haben und machen dann alles beflissen so, wie wir angewiesen wurden. Nach Warten, vorwärts, rückwärts können wir dann die Eliot Bridge passieren und beginnen erleichtert die Reise zum Start. Gefühlt jede 20m steht ein Coach am Ufer der Anweisungen gibt (schneller, langsamer usw). Wenn ich gestern noch es bi’zeli froh war dass ich nicht im Bug bin, dann bin ich jetzt TOTAL froh….Danke Milos! Unten angekommen, wenden wir das Boot, atmen durch und legen dann gleich los, um die Rennstrecke abzurudern (little do we know dass es morgen ziemlich ähnlich sein wird weil wir “just in time” ankommen werden). Wir bzw. Milos managen die Strecke gut, wissen jetzt auch in Live wo die Ecken und Hacken (Haken) sind und fahren dann wieder zurück zum Bootshaus. Wir wassern das Boot aus und versorgen und sichern dieses wieder auf dem Anhänger. Wir haben es geschafft! Dann treffen wir per Zufall den Belvoir Frauen 8er, der auch hier wassert. Welch angenehme Überraschung, das freut mich natürlich sehr. Noch ein wenig Blabla, duschen und zurück zur Unterkunft. Wir gehen anschliessend noch zum Hafen hinunter. Dort finden wir ein kleines Restaurant mit Seafood. Ist ein Highlight, was uns da serviert wird, abgesehen vom Kaffee. Ich vermisse real Espresso… 21.10.2023 Boston kann auch Regen. Wir begeben uns zum Haymarket und verpflegen uns erst einmal. Danach schnappen wir uns einen Uber zur Eliot Bridge. Obwohl es regnet, ist eine stattliche Anzahl von Leuten dort und feuern die Boote in den bereits laufenden Rennen an. Wir begeben uns ein wenig flussaufwärts, treffen Jennifer und Jack und stehen im Regen rum, der wegen dem Wind auch von der Seite her kommt und hoffen, dass wir den Belvoir Frauen 8er auf dem Web zum Start ihres Rennens sehen werden. Nachdem wir ziemlich nass sind, zieht der Achter endlich gemächlich an uns vorbei. Wir schreien uns die Lungen aus der Brust. Reaktion im Boot: Keine. Entweder schreien wir zu leise oder frau ist wirklich fokussiert. Ich denke es ist das letztere. Danach treffen wir noch Kathrin Litwan (Verantwortliche für den Leistungssport). Im Gegensatz zu uns wird sie ein Zertifikate von Yale erhalten… Wir unterhalten uns bestens trotz Regenschauer und warten darauf, dass der Frauen 8er (im Rennen) wieder hochkommt. Dafür wechseln wir über die Eliot Bridge das Ufer, um eine bessere Sicht zu haben. Wir schreien uns wieder die Lungen aus dem Leib. Siehe oben. Aber jetzt berechtigt,… Da der Regen scheinbar nicht aufhören will, entschliessen wir uns, nach hause zu gehen. Wir verabschieden Kathrin und testen die öffentlichen Verkehrsmittel. Nachdem wir zuhause sind, schmeissen wir die nassen Kleider in den Tumbler. Dann stellen wir fest, dass nicht alle Blues Brothers gesehen haben. Also schauen wir uns noch diesen Klassiker an. Zum Nachtessen sind wir bei Jack eingeladen. Jennifer verwöhnt uns mit ausgezeichneter Pasta. Es ist ein sehr unterhaltsamer Abend. Vielen Dank! Leider müssen wir diesen schon zeitig abbrechen, da wir noch packen müssen und natürlich auch nicht zu spät ins Bett sollen, da wir morgen früh unser Rennen haben werden. 22.10.2023 Aufstehen. Die letzten Sachen einpacken. Jennifer hat uns noch etwas mitgegeben für’s Frühstück. Etwas wenig essen. Um 07.15 ist Jack dann hier. Wir laden alles in sein Auto und fahren wieder zum CRI. Es regnet nicht mehr, strahlender blauer Himmel ist über uns, der Tag ist jedoch windig und kühl. Wir machen uns bereit, gehen der Sonne nach, um die ersten warmen Strahlen zu geniessen. Um 08.15 wassern wir dann das Boot und beginnen, zum Start zu rudern. 2 mal mit höherer Schlagzahl, damit wir den Puls ein wenig hochbringen, nach Eliot Bridge wird das nicht mehr möglich sein. Bei Eliot Bridge ist kein Stau angesagt, wir kommen dieses Mal problemlos durch. Gemächlich, ein Boot nach dem anderen, rudern wir in Richtung Start. Als wir beim Start ankommen, sind bereits die ersten Boote unserer Kategorie schon am Starten. Wir wenden das Boot und reihen uns ein bzw. schliessen auf. Es bleibt uns noch ein kurzer Moment, um die Jacken ausziehen. Und schon geht’s los! Das Rennen ist, trotz des Windes, nicht verkürzt worden (gestern war noch die Rede davon, dass das möglich sein könnte). Trotzdem zerren Windböen am Boot, manchmal entsteht der Eindruck, die (aufgedrehten) Blätter werden einfach weggedrückt. Nach dem Start gehts ruhig los, da wir erst nach der ersten Brücke überholen können. Nach der ersten Brücke erhöhen wir dann den Druck, da wir das erste Boot überholen wollen. Milos steuert und gibt souverän Anweisungen. Wir arbeiten uns an einigen Booten vorbei. Irgendwo auf der Strecke werden wir angefeuert, was natürlich sehr motivierend ist. Am Schluss haben wir jedoch ein Boot vor uns, das uns nicht passieren lassen will. Jedesmal wenn wir zum Überholen ansetzen, sind sie motiviert, auch wieder Gas zu geben. So ist es dann für die Kurve vor der Eliot Bridge eine echte Herausforderung die Ideallinie zu finden unter anderem eben auch, weil wir immer dieses Boot vor uns haben. Wir kommen dann nahe an die Bojen, die die Fahrbahn beschränken, aber berühren diese zum Glück nicht. Im Ziel tauschen die Gejagten und die Jäger dann kurz gegenseitiges Lob aus und wir fahren dann wieder zurück zum Auswassern bei CRI. Sobald wir das Boot auf den Böcken abgelegt haben, checken wir die Resultate. Auf Grund unserer Zeit sind wir auf Platz 13, wegen Handicap landen wir dann jedoch auf Platz 20. Aber das kümmert uns jetzt eigentlich nicht so, weil wir Hunger haben. Nachdem wir das Boot abgeriggert und uns umgezogen haben, bringt Jack uns zu einem Diner, wo wir uns ausgiebig verpflegen. Danach trennen sich (leider) unsere Wege. Anja und Roger fliegen um 14.00 zurück nach Zürich, Milos wird am Abend fliegen und ich reise mit dem Amtrak nach New York. Epilog Die Idee zur Umsetzung ist von Jack an der Regatta in Sarnen 2022 angeregt worden, nachdem wir zu lange an der Sonne gestanden und uns dann in den Schatten begeben haben. Ursprünglich wollten wir schon 2022 teilnehmen. Die Boston Celtics haben gewonnen 123-111. Mit von der Partie waren:
Comments are closed.
|